Die Begriffe Investor und Händler werden im Allgemeinen synonym verwendet, haben jedoch unterschiedliche Bedeutungen.
Obwohl sowohl Investoren als auch Händler Währungspaare kaufen und verkaufen, agieren sie aus einem unterschiedlichen Marktverständnis heraus, verfolgen verschiedene Zielsetzungen und Herangehensweisen.
Wer sich als Händler betrachtet, aber wie ein Investor handelt, riskiert Verluste und Enttäuschungen. Wer sich hingegen für eine der beiden Verhaltensweisen entscheidet und eine entsprechende Anlagestrategie konsequent verfolgt, wird eher positive Ergebnisse erzielen und zufrieden mit den Geschäften sein.
Plakativ gesprochen ist dies eine Frage von Qualität bzw. Quantität. Investoren analysieren, prognostizieren und investieren langfristig mit dem Ziel, einen einmaligen Gewinn zu erzielen. Händler hingegen nutzen technische Analysen, um mehrere kurzfristige Geschäfte mit geringer Ausfallwahrscheinlichkeit zu tätigen.
Investoren setzen auf Fundamentalanalysen
Generell legen Investoren ihr Geld gerne in Vermögenswerten an, so zum Beispiel Aktien, Immobilien oder Waren. Ausschlaggebend ist die Einschätzung, dass der Anlagewert im Laufe der Zeit steigen und somit Gewinn erbringen wird.
Bei Deviseninvestments beschränken sich Investoren meist auf ein Währungspaar, von dem sie langfristig einen Gewinn erwarten. Sie ziehen einen höheren Gewinn nach einem längeren Zeitraum mehrmaligen kleinen Gewinnen vor.
Investoren legen Wert auf Risikomanagement und bevorzugen einen geringen Fremdfinanzierungsgrad. Verluste sind für sie selbst über einen längeren Zeitraum tolerierbar, da sie in der Regel an ihrer Investition festhalten und abwarten werden, bis sich ein Abwärtstrend umkehrt. Typisch für sie ist ebenfalls, dass sie Gewinne eher akkumulieren lassen als dass sie eine Position auflösen.
Investoren konzentrieren sich eher auf Fundamentalanalysen als auf technische Analysen, um die Marktentwicklung „vorherzusagen“. Fundamentalanalysen beruhen auf ganzheitlichen, wirtschaftlichen Betrachtungsweisen, bei denen ein breites Spektrum finanzieller und nichtfinanzieller Einflussfaktoren berücksichtigt wird. Dazu gehören:
- Wirtschaftsindikatoren der Währung
- Geldmarktpolitik der Regierung
- Beschäftigungszahlen, insbesondere Arbeitslosenzahlen
- Angaben zu Konsumausgaben
- Zinssätze
- Inflationsrate
- Soziale und politische Kräfte
- Wirtschaftswachstumsrate
Händler folgen Markttrends
Händler halten nicht an einer Position fest und sind zu schnellen Bewegungen und Änderungen aufgrund von Kurstendenzen bereit. Sie entscheiden sich üblicherweise im Voraus, zu welchem Preis sie in den Markt eintreten möchten und wann sie ihn verlassen, um mehr Kontrolle über ihre Gewinne und Verluste zu haben.
Händler versuchen nicht, den Markt vorherzusehen. Stattdessen lassen sie sich vom Markt zeigen, wann und in welche Richtung sie handeln, wobei sie sich in erster Linie auf technische Analysen stützen. Technische Händler schließen mehrere Geschäfte in einem kürzeren Zeitraum ab und sind zufrieden, wenn sie bei 60 Prozent der Geschäfte richtig liegen.
Bei technischen Analysen handelt es sich um computergestützte Analysen, die anhand historischer Kursdaten nach Mustern in der Marktentwicklung suchen und sich in Form von Charts und Grafiken darstellen lassen. Das System vergleicht gegenwärtige Bewegungsmuster der Kurse mit vergangenen Mustern, um daraus Prognosen für bevorstehende Kursveränderungen abzuleiten.
Jeder Händler muss die zu seinem Handelsstil passenden Indikatoren bestimmen. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Indikatoren vom gleitenden Kursdurchschnitt bis zu Oszillatoren. Die Auswahl des richtigen Indikators, des Zeitrahmens der Charts und des Charttyps sind entscheidend für eine effektive und gewinnbringende Verwendung der technischen Analyse.
Hier einige gebräuchliche Indikatoren:
- Relative-Stärke-Index (RSI): Bewertet das Verhältnis von Aufwärts- und Abwärtsbewegung. Liegt der RSI bei 70 oder darüber, so spricht man von überkauft, da die Preise stärker als erwartet gestiegen sind.
- Stochastischer Oszillator: Zeigt überkaufte/überverkaufte Zustände auf einer Skala von 0-100 Prozent an.
- Konvergenz und Divergenz vom gleitenden Durchschnitt (MACD): Berechnet die Differenz zwischen zwei exponentiell gewichteten gleitenden Durchschnitten (EMAs) zu Schlusskursen. Diese Differenz wird über eine Zeitspanne neben einem gleitenden Durchschnitt der Differenz dargestellt.
- Wellen: Prognostiziert Kursentwicklungen basierend auf der Beobachtung von Ralph Nelson Elliot, dass sich Kurse gewöhnlich in fünfteiligen Aufwärtswellen und in dreiteiligen Abwärtswellen bewegen.
- Lücken: Bezeichnet Bereiche in einem Chart, in denen sich die Kurse bei kaum oder gar keinem Handel stark aufwärts oder abwärts bewegen. Ursächlich kann das Bekanntwerden neuer marktrelevanter Faktoren sein, die das Kauf- und Verkaufsangebot so stark beeinflussen, dass in der Chartdarstellung eine beträchtliche Lücke erkennbar wird.
- Chartformationen: Chartformationen bzw. -bilder stellen Typisierungen bestimmter Kursverläufe dar. Sie werden als Analyseinstrumente herangezogen, um Prognosen über aktuelle Kursentwicklungen zu treffen. Zu diesen Chartformationen gehören Double-Top und Double-Bottom, Kopf und Schulter-Formation, Kopf und Schulter-Umkehrformation, Rising und Falling Wedge, Rechtecke, Flaggen und Dreiecke (symmetrisch, aufsteigend und absteigend).
Kontrolle und Disziplin als Erfolgsgrundlage jedes Börsenhandels
Unabhängig davon, welcher Investment-Typ man ist, bilden Disziplin und Kontrolle Grundvoraussetzung für jeden erfolgreichen Börsenhandel. Das beinhaltet eine Einarbeitungsphase sowie die Ausarbeitung eines schriftlichen Leitfadens, indem beispielsweise die Risikotoleranz der eigenen Investments festgelegt wird. Wird bereits im Vorfeld der Anlageaktivitäten eine Entscheidung über die Art der zu nutzenden Analyse, den zeitlichen Rahmen für Gewinne und Verluste und ein akzeptables Risikoniveau getroffen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Abschlüsse deutlich.
Autor: eToro