Durch die mediale „Überhöhung“ von Corona entsteht bei vielen Menschen Angst bis Panik. Wo aber die Angst einsetzt, hört das rationale Denken auf. Und der gesunde Menschenverstand wird an der Garderobe abgegeben.
In „Schnelles Denken, langsames Denken“ entwickelt Daniel Kahneman seine zentrale These von den zwei Arten des Denkens. Das schnelle System 1 arbeitet automatisch, emotional, stereotypisierend, unbewusst und ist immer aktiv. Dieses Teilsystem ist überkommen aus der Frühzeit der menschlichen Entwicklung. Das langsamere System 2 ist anstrengend, selten aktiv, logisch, berechnend, durchdenkend und bewusst. Das ist mühsam, deshalb ist dieses System gerne „faul“ und „erschöpft“. Dann springt das System 1 mit voreiligen Schlussfolgerungen bereitwillig ein. In diesem sehr lesenswerten, auch unterhaltsamen Buch wird die Wirkung der beiden Systeme an vielen Beispielen plausibel dargestellt.
Das System 1 war besonders in der Zeit überlebenswichtig, als der Mensch seine Existenz hauptsächlich durch die Jagd sicherte und noch keine größeren Gesellschaften gebildet hatte. Da kam es nicht darauf an, eine Situation in allen Einzelheiten zu ergründen, gefragt war die schnelle Reaktion aufgrund von erworbenen Mustern oder sogar angeborenen Verhaltensweisen.
In Angstsituationen ist besonders dieses System 1 aktiv. Situationen werden dann schnell klassifiziert und mit entsprechenden Reaktionsweisen verknüpft. Ein solches Verfahren war hilfreich und lebensrettend, wenn sich ein Mensch in grauer Vorzeit unvermittelt einem Säbelzahntiger gegenübersah. Heutzutage sind Säbelzahntiger ausgestorben, wir leben in großen menschlichen Gesellschaften. Unmittelbare existentielle Gefahren sind eher selten. In den meisten Situationen, denen wir uns gegenübersehen, sind keine schnellen, automatischen Reflexe gefragt. Wichtiger ist es, zu denken, zu analysieren, sich im gesellschaftlichen Kontext zu begreifen. Damit ist System 2 gefragt, zumindest seine erhöhte Aktivität und ein gewichtiges „Mitspracherecht“ bei Entscheidungen (und gegen „Faulheit“ hilft Training).
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Klaus Singer
TimePatternAnalysis